Gloggägiesserie
Eine Saage, eine Mühle, ein Backhaus und eventuell auch ein Büchhüs gibt es in vielen Gemeinden. Nicht aber eine Glockengiesserei. Wie Eingangs erwähnt, rühmt sich Reckingen als das Zentrum des Kunsthandwerkes. Glockengiessen gehört auch dazu.
Verbürgte sieben Generationen der Familie Walpen haben hier gelebt, gearbeitet und Glocken gegossen. Noch heute existieren zahlreiche Exemplare, die noch heute im Wallis, im Uri, in Luzern und im bündnerischen Tavetsch läuten.
Die Genossenschaft hat im Jahre 2004 diese Glockengiesserei erworben und wieder eingerichtet. Mindestens einmal im Jahr wird, im Bewusstsein wie schnell das Wissen für den Glockenguss verloren geht, eine Glocke gegossen.
Der Stammbaum der Glockengiesser Walpen reicht bis in das Jahr 1738. Es wird jedoch vermutet, dass früher schon Glocken gegossen wurden. Im Jahre 1749 kurz nach Vollendung der Kirche beschädigte eine Lawine aus dem Bächital nicht nur die Eingangstür, nein auch das Pfarrhaus wurde beschädigt und das Kirchen - Archiv vernichtet. In Rueras in der Surselva soll es eine Glocke aus dem 15. Jahrhundert geben, die der Glockengiesser Walpen aus Reckingen zugeordnet wird.
Nebst Kirchenglocken wurden später auch Kuhschallen und sanitäre Einrichtungen gegossen. Im Erdgeschoss war die Kohle gelagert.
Der letzte Glockengiesser war Armand Walpen, der bis 1955 in der Giesserei in Reckingen wirkte. Er wanderte als 25 jähriger in die USA aus. Seine Absicht, nach der Pensionierung wieder nach Reckingen zurückzukehren ging leider nicht in Erfüllung, er verstarb 1996 in den Staaten.